Das Highlight meines Gartens sind jedes Jahr zwanzig bis dreißig kräftig wuchernde Tomatenstauden. Wenn die ersten Topmatenpflanzen 2 Meter erreichen ist das Hauptbeet eine dschungelartige Wand, durch die man nicht mehr hindurchsehen kann - und die Ernte (im letzten Jahr hatte ich meine erste rote Tomate Ende Mai!) ist unvergleichlich lecker.
Im Gegensatz zu kommerziell angebauten Tomaten bleiben meine eigenen gerne ein, zwei Wochen länger an der Pflanze, bis sie richtig saftig und kräftig aromatisch sind. Die meisten Tomatenpflanzen ziehe ich jedes Jahr selbst aus Samen heran und fast nur schon als eine Art Wettrennen gegen mich selbst kaufe ich auch ein paar Pflanzen oder neue heimische Sorten.
Vom Samen bis zur Frucht
Tomaten selbst anbauen hat mehrere Vorteile: Zum einen ist es günstiger Samen zu kaufen, statt fertig gezogene Jungpflanzen. Zum anderen ist die Auswahl an unterschiedlichen Sorten so größer. Auch Samen für seltene, alte Tomatensorten sind im Handel erhältlich. Aber der Hauptgrund ist für mich, dass es einfach Spaß macht und sich irgendwie kompletter anfühlt. Es fasziniert mich, zu beobachten, wie aus einem kleinen Samenkorn eine Tomatenpflanze wird, die schließlich essbare Früchte trägt. Mir geht es auch darum, einen Bezug zu meiner Nahrung herzustellen, den man so nicht hat, wenn man Essen nur als Ware aus dem Supermarkt kennt. Gemüsezucht ist ein Prozess, der mit einem lebenden Organismus - nämlich der Pflanze - zu tun hat. Das zu beobachten ist so lehrreich wie faszinierend und selbst meinen Kindern macht es Spaß zu pflanzen und vor allem die kleinen Cocktailtomaten zu erneten....
Aber grau ist alle Theorie, rot jedoch die Tomate! Die geneigte Leserin und der geneigte Leser brennen an dieser Stelle bestimmt darauf, zu erfahren, wie ich das mit dem Tomaten selber anbauen bewerkstellige. Das will ich gerne verraten.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Zuallererst ist der Anbauzeitpunkt wichtig. Möglichst früh, damit die Tomate den Sommer über Zeit hat, kräftig zu wachsen. Gerade in Deutschland jedoch nicht zu früh, denn bei Lichtmangel vergeilen die Tomatenpflanzen und bekommen brüchige, hellgrüne Stängel. Ende Februar bis Anfang März hat sich bei als ideal erwiesen. Fange ich früher an, brauchen die Jungpflanzen viel mehr Pflege und wachsen nicht wirklich viel schneller.
Wer wenige Pflanzen aussäht, kann das unter Folie im Wohnzimmer machen. Ideal wäre aber ein Gewächshaus oder zumindest ein Frühbeet, wie man es etwa im
Gewächshäuser Shop bestellen kann. Da bekommen die Pflanzen mehr Licht und auch die Anzucht größerer Mengen von Jungpflanzen stellt dann kein (Platz)problem mehr dar. Im Haus sollte auf einen hellen, warmen Standort wie beispielsweise ein Fensterbrett geachtet werden. Ganz schlecht wäre hingegen ein dunkler, zugiger Flur. Hilfreich ist hiewr auch so ein
Beckmann Anzuchtkasten. Darin wird die Temperatur konstant gehalten, Feuchtigkeit bleibt erhalten und es gibt Anfangs keine Zugluft. Aber Achtung, nach dem Keimen brauchen die kleinen Pflänzchen mehr Licht!
Gut zudecken
Tomaten sind Dunkelkeimer, sie keimen also nur, wenn die Samen mit ausreichend Erde bedeckt werden. Ausreichend heißt: Ein halber Zentimeter. Gerade genug, damit sie es schön dunkel haben, aber nicht zu viel. Wir wollen es den Keimlingen nicht zu schwer machen, die schützende Erdschicht zu durchdringen und der Sonne entgegenzuwachsen.
Wichtig zum Keimen ist auch ausreichend Feuchtigkeit. Die Anzuchterde darf nie austrocknen. Zu nass sollte es allerdings auch nicht werden, sonst drohen Schimmel und Fäulnis. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Erde zweimal täglich mit einem Wassersprüher anzufeuchten Damit kann man das Wasser gleichmäßig verteilen gerät nicht in Gefahr, die Erde über den Samenkörnern durch einen zu heftigen Wasserstrahl wegzuschwemmen. Im Anzuchtkasten reicht eigentlich auch einmal sprühen am Morgen.
Nach einigen Tagen werden sich die ersten Keimblätter zeigen. Wenn das dritte Blatt ausgebildet ist, wird es Zeit, die Tomaten zu pikieren. Durch das Umsetzen in einen größeren Topf mit mehr Abstand zwischen den Pflanzen hat jede einzelne Pflanze genug Platz, um sich zu entfalten.
Eine kurze Checkliste zum aussähen eigener Tomaten:
- Anzuchtzeitpunkt: Ende Februar bis Mitte März
- Standort: Am besten im Glashaus oder Frühbeet (siehe Gewächshäuser Shop), wenn im Haus dann warm und sonnig
- Erde: Die Samenkörner etwa fünf Millimeter tief mit feinkrümeliger Anzuchterde bedecken!
- Wasser: Die Samen und Keimlinge dürfen nie ganz austrocknen, das Anzuchtgefäß sollte aber nicht zum Sumpf werden.
- Pikieren: Damit die Pflänzchen Platz haben, sich zu entfalten, sollten sie nach der Ausbildung des dritten Blattes vorsichtig (Wurzel möglichst nicht verletzen!) in größere Pflanzgefäße umgetopft werden.